Liebe Schwester, wie gehst du mit dem Thema der Liebe Gottes um? Ist es für dich schwer, sie anzunehmen, oder gehörst du zu denjenigen, die längst ihre Ruhe darin gefunden haben? Vielleicht befasst du dich gar nicht mehr so stark mit diesem Thema, vielleicht ist es aber auch gerade sehr präsent in deinem Leben.

Ich habe diesen Artikel vor einigen Jahren geschrieben, ihn aber nie veröffentlicht, weil er sich für mich zu wenig „theologisch“ anfühlte und ich befürchtete, es würde ihm an Tiefgang fehlen. Die Worte waren anfangs einfach Gedanken, die ich festhalten wollte, in einer Zeit, in der ich mich wieder neu an diese grundlegende Wahrheit erinnern musste. Ich hoffe, dass sie auch dir ein wenig Ermutigung schenken.

Auf Entdeckungsreise

In Gottes Wort dürfen wir entdecken und bestätigt bekommen, wie groß seine Liebe zu uns ist. Wir sehen darin die Liebe des Vaters zu uns und die Liebe des Sohnes, der sein eigenes Leben für uns gegeben und am Kreuz unsere Sünden auf sich genommen hat. Auf unserer Reise durch die Bibel begegnen uns Verse wie Johannes 3,16:

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Wir lesen von der Liebe, die Jesus zu uns hat, zum Beispiel in einer meiner persönlichen Lieblingsstellen aus dem Römerbrief:

Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt. Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. (Römer 8,31-39)

In solchen Stellen sehen wir die unermesslich große Liebe Gottes und versuchen, sie mit unserem Verstand zu erfassen und anzunehmen. Wir wollen begreifen, dass Gott – der einzig wahre Gott, Herrscher über alles, Schöpfer des Universums – nicht nur weiß, dass ich unter den Milliarden Menschen existiere, die je gelebt haben, heute leben oder noch leben werden, sondern dass er mich liebt. Ganz persönlich. Ernsthaft und aufrichtig.

Er – der Einzige, der mich durch und durch kennt, besser als ich mich selbst – weiß um jede meiner Verfehlungen, jeden schlechten Gedanken, der je durch meinen Kopf ging. Und er liebt mich trotzdem. Wenn wir über diese Tatsache nicht zumindest ein wenig ins Staunen geraten, haben wir uns wahrscheinlich nicht genügend Zeit genommen, damit sich die Aussage entfalten kann.

Nehmen wir uns die Zeit?

„Gott liebt mich“ ist eine Aussage, die in unserem Kopf auf einem winzigen Zettelchen Platz hat. Wir können schnell darauf antworten: „Ja, ich weiß“, aber dann haben wir nur flüchtig auf das geschaut, was der Zettel auf den ersten Blick preisgibt.

Halten wir jedoch inne, ist es, als würden wir diesen Zettel immer weiter auffalten, bis er mehr und mehr Raum in uns einnimmt. Je mehr Zeit wir uns nehmen, desto größer wird er und mit ihm die Wahrheit, die er enthält. Bis er so groß ist, dass wir gar nicht mehr anders können, als ins Staunen über die Größe und Güte Gottes zu geraten und ihn zu loben und zu preisen.

Doch niemand kann uns zum Staunen über Gott bringen, wenn wir nicht selbst bereit sind, uns Gedanken über ihn zu machen. Wenn ich nicht innehalten möchte, um darüber nachzudenken, wie groß seine Liebe tatsächlich ist. Wenn ich nicht bereit dazu bin, möchte ich sagen „Ja, ja, ich weiß“, und ignoriere dabei, dass mein Herz es eben gerade vergessen hat und von mir erinnert werden will.

Den Blick heben

Heute habe ich in meinem Gebet Busse getan. Ich habe die Dinge, die ich vermasselt habe, vor Gott gebracht und ihn um Vergebung gebeten. Doch die ganze Zeit fühlte ich mich schlecht – als Versagerin. Unzulänglich. Schon wieder war ich über das Gleiche gestolpert, zum gefühlten zehntausendsten Mal.

Ich fühlte mich, als würde ich mich im Kreis drehen. Ich wusste nicht, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen sollte. Ich war vor Gott, klagte ihm mein Leid, bemitleidete mich – und klagte noch ein wenig mehr. Bis Gott mir den Blick hob. Ich durfte wieder auf ihn schauen. Auf seine Liebe zu mir. Auf seine Gnade. Auf seine Vergebung.

Und ich durfte Frieden finden – in dem Wissen, dass er mich sieht, meine Situation kennt und mich trotzdem liebt.

Auch wenn ich nicht so demütig bin wie soundso, nicht so geduldig wie er, nicht so sanftmütig wie sie: Gott liebt mich. Er sieht all meine Fehler – und liebt mich trotzdem. Seine Liebe ist nicht abhängig von meinem Verhalten. Ich habe sie nicht bekommen, weil ich gut genug war, und kann sie auch jetzt nicht verlieren. Sie war von Anfang an geschenkt – gegründet in ihm, nicht in mir. Gott liebt mich, weil er Liebe ist.

Und in dieser Wahrheit ruhen zu dürfen, sich darüber zu freuen – das ist besser als alles andere. Ich habe Gottes Liebe nicht verdient, aber ich habe sie sicher.

Konsequenzen

Vor einiger Zeit hörte ich einen Vortrag, der mit den Worten begann:
„Gott liebt mich. Und die einzig logische Antwort auf diese Tatsache ist, dass …“
Dann fuhr der Redner fort.

An diesem Punkt möchte ich kurz verweilen. Was bedeutet es, dass Gott mich liebt? Ja, ich darf darin ruhen. Aber hat das nicht auch Folgen? Was ergibt sich daraus?

Gott liebt mich. Und jetzt?

Wir können das aus verschiedenen Blickrichtungen betrachten, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Drei davon möchte ich kurz mit dir teilen.

1. Beziehung zu Gott

Gott liebt mich, darum ist Christus selbst auf die Erde gekommen und hat meine Sünden am Kreuz getragen. Jesus Christus ist mein Erlöser. Durch ihn ist mir vergeben und ich bin gerettet.

Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. (Römer 5,1)

Gott liebt mich, und ich darf Frieden mit ihm haben, ihn kennen, mich von ihm verändern lassen und an seiner Hand durchs Leben gehen.

2. Blick in die Zukunft

Durch seine Liebe dürfen wir hoffnungsvoll in die Zukunft schauen – über den Tod hinaus, bis in die Ewigkeit. Gott, der treu und allmächtig ist, hat versprochen, dass wir bei ihm sein werden.

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin. (Johannes 14,2-3)

Wir werden seine Herrlichkeit sehen und in seiner Gegenwart sein. Vor uns liegt ein ewiges Leben bei Gott, der uns all die Liebe bewiesen hat. Der uns geschaffen hat, uns erlöst hat und der uns zu sich ruft. Darin darf unsere Seele Frieden finden. Gott liebt mich und schenkt mir ewiges Leben in seiner Herrlichkeit.

Wir aber sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern geringen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann. (Philipper 3,20-21)

3. Neue Identität

Gott liebt uns und hat uns als seine Kinder angenommen. Er ist unser Vater und er hat uns in Christus neues Leben gegeben und eine neue Identität geschenkt. Ich bin Kind Gottes. Teil seiner Familie. Teil seiner neuen Schöpfung. Gott selbst hat es so gewollt. Er hat beschlossen, dass ich sein Kind sein soll, er hat mich geheiligt, mich reingewaschen und erneuert durch den Heiligen Geist.

Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5,17)

Jesus Christus hat es am Kreuz erbracht, er ist unser Bruder und unser Herr, dem wir nachfolgen. Wir dürfen wissen: Gott sieht uns, er trägt uns und kümmert sich um uns. Er weiß, was wir brauchen und was gut für uns ist. Gott liebt uns und er sorgt für uns.

Aber auf die drei Punkte ging der Redner nicht ein. Er ging direkt zur Frage über:

Und jetzt?

Was bedeutet diese Wahrheit konkret für unser Leben? Was für Auswirkungen hat sie? Was folgt daraus? All das bisher Genannte ist wichtiges Wissen. Es gibt uns Trost, Hoffnung, Sicherheit. Doch es fordert uns noch nicht zum Handeln heraus. Wir könnten in diesem Wissen gemütlich auf dem Sofa sitzen bleiben.

Aber was ich dich fragen will, ist: Und jetzt? Was machen wir mit diesem Wissen, dass Gott uns liebt? Gott liebt uns so sehr, dass er seinen eigenen Sohn für uns gegeben hat. Diese Wahrheit ist so gewaltig, dass wir sie nicht vollständig erfassen können – aber sie sollte etwas in uns bewirken. Gott liebt dich. Und jetzt?

Ich werde diese Frage nicht für dich beantworten. Auch nicht sagen, was der Redner darauf gesagt hat. Ich möchte sie dir mitgeben – zum Weiterdenken.
Was bedeutet diese Wahrheit für den heutigen Tag, für das nächste Gespräch mit dieser bestimmten Person, für deine Pläne am Wochenende? Was bedeutet es für dein Leben?

Gott liebt dich. Und jetzt?


Bibelübersetzung: Luther, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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